DARUM ein "KG- Hund"



Ein Bericht von "Den Roy's"


Rock‘n’Roy

Wir möchten hier die Geschichte erzählen, wie wir zu unserem neuen Familienmitglied gekommen sind – Roy. Nachdem die Entscheidung für einen Hund aus dem Auslands-Tierschutz gefallen war, sind wir auch auf die Seite von Körbchen gesucht gestoßen – und haben uns da Hals über Kopf in Roy verliebt. Drei Jahre von vier Lebensjahren sitzt er hinter Gittern, kennt kein Gras, kein Körbchen, kein Knochenkauen, keine Fürsorge. Nachdem klar war, dass es sich um eine seriöse und sympathische Initiative handelt, der Anruf bei Steffi Ackermann. In einem zweistündigen Telefonat hieß es für sie dann ehrlich sein – uns wurde sozusagen der ‚worst case‘ geschildert, der uns bei Adoption eines Langzeitinsassen passieren könnte (macht in die Wohnung, hat Angst vor Allem, wenns schlimm kommt auch vor uns, womöglich ist monatelang nur möglich, kleine Schritte vor und große Rückschritte zu machen etc.). Wir haben uns dennoch für Roy entschieden und es in keiner Sekunde bereut. Vermutlich war es genau dem zu verdanken, dass wir aufgrund von Steffis ehrlicher Schilderung überhaupt keine Forderungen an Roy gestellt haben, als er in seine neue Umgebung gekommen ist, das muss er irgendwie gespürt haben.

Denn dann kam doch alles anders: Von der ersten Minute an hat sich Roy an uns orientiert. Das erste Mal Wiese unter den Füßen in der Nacht seiner Ankunft in Deutschland hat er mit großen, staunenden Augen auf sich einwirken lassen – und ist uns dann aber vorsichtshalber doch lieber auf den Schoß geklettert und hat dort den Schutz gefunden, den er gesucht hat. Bis heute. Roy ist sicherlich ein eher schüchterner Charakter, aber auch da sprechen wir uns in spätestens einem Jahr wieder. Und bis heute ist es so, dass er sich in Situationen, wo er ängstlich reagiert, Schutz beim Menschen sucht. Kein Aggressionsverhalten, nicht die Spur. Eigentlich unglaublich und vielleicht dann auch wieder nicht: wenn man sich lange Zeit mit Körbchen gesucht und den spanischen Kollegen beschäftigt, dann bekommt man ein Gespür dafür, mit wie viel Herzblut und Leidenschaft dort mit den Tieren umgegangen wird – vom ersten Moment an.

Vergangene Woche waren wir zum ersten Mal beim deutschen Tierarzt, mal vorstellen und ein Termin zum Zahnsteinentfernen machen. Und auch hier herrschte Unglauben, als die Tierärztin hörte, Roy sei aus dem Auslandstierschutz. „Der ist ja überhaupt nicht so ängstlich, wie ich es sonst kenne. Und so gesund.“ Aha! Da sieh mal einer an! Das heißt für uns zum Einen, dass Roy behutsam in sein neues Leben begleitet wurde und sich in Ruhe an alles gewöhnen durfte und zum Andern, dass so etwas nur unter der Bedingung eines ganz gewissenhaften Umgangs mit den Tieren vor Ort in Spanien und auf dem Weg möglich sein kann. Die Angst vor einem völlig traumatisierten Tier war natürlich auch in uns irgendwie da, aber konnte sich zu keiner Zeit bestätigen. Wahrscheinlich hatten wir besonderes Glück mit Roy, der nach drei Jahren Beton und Zwinger nicht einmal in die Wohnung gemacht hat, ab der ersten Nacht schwanzwedelnd an unserem Bett stand, alles wissen und sehen möchte, bereitwillig ins Auto steigt, mittlerweile vor Freude winselnd auf alle Artgenossen zuläuft und einen Spiel-Nachholbedarf von drei Jahren an den Tag legt, der uns jedes Mal verblüfft zurücklässt.

Es ist einfach unglaublich, wie ein Hund, also eine Seele, die drei Jahre hinter Gittern gelebt hat, sich so schnell in ein neues Umfeld auf uns Menschen einlassen konnte. Als ob er von Anfang an gewusst hätte: Hier bin ich endlich angekommen. Wir würden jederzeit wieder einen ‚Langzeitinsassen‘ über Körbchen gesucht adoptieren und möchten jedem, der vor einer solchen Entscheidung steht, Mut mit unserer Geschichte machen.

Die *Roys*

21. November 2011