

Herr Maus

Alter Hund – immer wieder gerne! Oder auch: warum besser ein Hund von KG
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Bericht schreiben sollte, da wir keinen Hund von KG adoptiert haben. Aber wir sind begeisterte „alter Hund“ Körbchen Geber!
Aber alles von Anfang an… wir wollten immer einen Hund haben, aber die Lebensumstände hatten es bis zu diesen Zeitpunkt nicht zugelassen. Der Wunsch war aber so präsent das wir uns im örtlichen Tierheim nach Gassi geh Zeiten erkundigt hatten. Da das Tierheim nicht besonders tierfreundlich geführt wird (Hundeeinzelhaltung in kleinen Zellen ohne Auslauf) und besonders im Herbst/Winter an den 3 Gassigangtagen/Woche (je 1,5 bis 2 Std pro Tag) kaum Freiwillige vorbei kamen, sind wir 1,5 Jahre jeden Samstag und/oder Sonntag mit Tierheimhunden Gassi gegangen.
Eines schönen Apriltages waren wir etwas spät dran so dass viele Hunde bereits unterwegs waren. Die Zwinger liegen in einer Vor- und einer Rückseite aufgeteilt. Alle Hunde aus den Zwingern in der Vorderseite waren bereits unterwegs so bin ich zur Rückseite gegangen, da hier oft Beißer und kleine Hunde untergebracht sind. An den bekannten „Beißern“ vorbei guckten mich auf einmal 2 wundervolle, freudige, braune Augen aus einem bis auf den Boden verdreckten und verfilzten Fell heraus. Da die „Maus“ nicht bellte, nur freudig wedelte, war ich verdutzt stehen geblieben und fragte mich warum keiner mit dem Kleinen unterwegs war. Leider hing auch kein Kurzsteckbrief an der Zelle so dass ich nach 1-2 Mal hin und her überlegen (er war schließlich bei den Beißern untergebracht) in die Zelle rein gegangen war um zu gucken ob ich mit dem Süßen eine Runde gehen könnte. Ein Blick, ein Sprung auf den Schoß und schon war ich im Bann des Kleinen. Die Gassi Runde habe ich mit dem Satz beendet: Schatz, ich glaube, ich habe unseren Hund gefunden! (wir waren oft getrennt unterwegs da viele Hunde nicht Artgenossen verträglich waren und somit zusammen Gassi gehen nicht möglich war). Passender weise hatten wir bald Urlaub. Es war bereits abgeklärt, das ich einen Hund mit ins Büro nehmen könnte – bis dato waren wir nicht aktiv am suchen – wir wurden gefunden.
Nach langem Suchen einen Tierheimmitarbeiter gefunden und über Einzelheiten erkundigt: Der Kleine war vollkommen verwahrlost in einer Nachbargemeinde aufgefunden worden, geschätzte 8-10 Jahre alt und noch nicht zur Vermittlung freigegeben, da die 3 Wochen Sperrfrist noch nicht abgelaufen waren. Wir haben sofort unseren Wunsch geäußert, dass wir, falls sich keiner melden sollte, den Kleinen unbedingt adoptieren wollten. Zu unserem Glück hatte sich keiner gemeldet – was nicht wunderte, da der Kleine extrem verwahrlost aussah. Am Tag der Vermittlung haben wir dann vorsichtig nach Vor Ort Kontrolle und so gefragt. Als Antwort kam: Ihr kommt doch jedes WE hier her um mit den Hunden zu gehen, das passt schon… Oookeeey… Ah so, kam dann…“unser TA hat nix gefunden außer paar Gammel Zähnchen, die raus müssten… kastriert ist er auch nicht“. Da wir dem Tierheim eh nicht trauten, sind wir postwendend mit dem Kleinen zum TA. Bis auf die Mäusezähnchen (oben und unten jeweils 2 Schneidezähnchen) mussten alle Zähne gezogen werden aber das war uns durch den Hinweis bekannt. Was der TA des Tierheims nicht gesehen hatte war, das der Kleine Yorkiemann einen mehr als Golfballgroßen Hoden hatte – der war nicht zu übersehen – also wurde definitiv keine Kastrationskontrolle gemacht, sonst hätte nicht mal ein Blinder diese Tatsache übersehen können. Wie sich heraus stellte war es Hodenkrebs und neben dem schlechten allgemeinzustand wohl der Grund warum der Kleine ausgesetzt wurde. 8-10 Jahre geschätzt, optisch mehr ein wild gewordener Wischmopp als ein Yorkie, kaum Zähne, weit fortgeschrittener Grauer Star und dann noch Hodenkrebs – egal! Adoptiert ist adoptiert! Alle faulen Zähne wurden gezogen, der Wischmopp wurde frisiert und gebadet, der Kleine kastriert und dabei der Krebs entfernt - zum Schluss kam ein wunderschöner kleiner Yorkiemann zum Vorschein!
Vom ersten Moment an hat er alle Herzen erobert! Er war der Liebling der Nachbarn, der Liebling der Kollegen. Er zauberte allen ein Lächeln ins Gesicht. Er brachte es zustande, dass sich 2 Meter große, gestandene Handwerksmänner klitzeklein machten um mit Ihm zu schmusen. Selbst die Kollegen, die Angst vor Hunden hatten, hat er mit Links um die Pfote gewickelt. Das betagte Alter hat man ihm nicht angemerkt. Alle waren immer erstaunt, wenn Sie das Alter erfahren hatten.
Mit der Zeit wurde uns klar, dass der kleine Mann älter sein musste als das geschätzte Alter. Nach 2,5 glücklichen Jahren fing die wie bei alten Menschen aufkommende Demenz. Erst nur kurze Sequenzen der Verwirrtheit ein her gehend mit langsamer Erblindung. Dann wurde es immer mehr. Dazu kamen Herzprobleme und Wasser in der Lunge. Irgendwann half kein Medikament mehr und wir mussten Ihn über die Regenbrücke gehen lassen. Das war die schmerzhafteste Entscheidung in meinem Leben. Auch heute noch habe ich bei dem Gedanken an Ihn ein lachendes und ein weinendes Auge und mir wird warm ums Herz!
Für uns als Anfänger war das die richtige „Dosis“ Hund – noch fit für ausgiebige Spaziergänge aber ruhig genug, um als Bürohund alle mit seinem Charme zu bezirzen. Seit der Erfahrung steht fest, dass wir keinen Jungspund brauchen, das würde nicht zu unserer Lebenssituation passen.

Die Nachfolgerin war bei der Vermittlung auch geschätzte 4-6 Jahre alt, wir waren seiner Zeit mit dem Wunsch „ca. 6 Jahre alter Hund“ auf die Suche gegangen… es hätte auch wieder ein 8-10 Jahre alter Hund werden können, wenn wir was Passendes in dem Alter gefunden hätten. Wir würden es auch immer wieder so tun auch wenn die gemeinsame Zeit so schnell vorbei geht… die Ruhe und Ausgeglichenheit passt perfekt in unser Leben!
Nach dem ersten Hund (zu der Zeit kannte ich KG noch nicht) war ich bereit für einen KG Hund, mein Schatz leider noch nicht. Seit dem 2. Hund, der erneuten problematischen Vermittlung, wird der 3. Hund, so lange es die Lebensumstände weiterhin erlauben sollten und Frau Ackermann „durchhält“, definitiv ein „älterer“ KG Hund! Keine Kompromisse und böse Überraschungen mehr!
P.S. Die Namensgebung: Er sah aus wie eine Maus mit seinen spitzen großen Ohren, der wegen der fehlenden Zähne spitzen Schnauze und den Mäusezähnen (von meiner Schwester liebevoll: Batmens Freunde sind auch meine Freunde! genannt)…
Original O-Ton: Schatz: Wie soll er heißen?
Ich: Maus!
Schatz: ich nenn doch meinen Hund nicht Maus, wie klingt das denn?!? Maus komm her… Maus sitz… du spinnst!
Ich: na gut, dann halt Herr Maus!
Schatz: ein sprachloses großes Gesicht sah mich nur an…
Die Tierheimmitarbeiterin grinste nur von einem Ohr zum nächsten…im Impfausweis stand seit dem: Name: Herr Maus wahlweise auch Socke oder Batmen
